Indica oder Sativa: Tipps für den Anbau von Cannabis zu Hause

Immer mehr Menschen entdecken heute den Anbau von Cannabis als grünes Hobby. Wer sich entscheidet, Cannabis zu Hause anzupflanzen, sollte jedoch nicht einfach irgendeinen Samen in die Erde setzen. Die Unterschiede zwischen den Sorten, vor allem zwischen den beiden Hauptarten Indica und Sativa, sind deutlich, was die Wachstumsbedingungen und die Wirkung betrifft.

Verstehen, was Sie anbauen

Indica und Sativa unterscheiden sich bereits auf den ersten Blick. Indica-Pflanzen sind kompakt, buschig und wachsen eher in die Breite. Ihre Blätter sind breit und dunkelgrün. Sie stammen ursprünglich aus Regionen mit kurzen Sommern und kühlen Nächten wie dem Hindukusch-Gebirge. Sativa hingegen wächst hoch und schlank, mit schmalen, helleren Blättern. Diese Pflanzen stammen aus tropischen Regionen wie Thailand, Kolumbien oder Mexiko.
Die geografische Herkunft spiegelt sich im Wachstum wider. Indicas wachsen schneller und blühen früher. Sie eignen sich gut für kleinere Räume und Gärten mit begrenztem Sonnenlicht. Sativas brauchen hingegen viel Licht, Wärme und Platz, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Sie blühen dafür deutlich länger.

Die richtige Sorte für Ihre Umgebung

Bevor Sie Samen kaufen, sollten Sie Ihre räumlichen und klimatischen Bedingungen genau betrachten. Leben Sie in einer Region mit kurzem Sommer und kühlen Nächten, wird eine Indica oder eine Indica-dominierte Hybridsorte besser gedeihen. Wenn Sie in südlichen Gefilden wohnen oder die Pflanzen in einem Gewächshaus mit Zusatzbeleuchtung unterbringen können, ist auch eine Sativa gut möglich.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: der Platz. Sativas können bis zu drei Meter hoch werden. Wer auf dem Balkon oder im Indoor-Zelt anbaut, wird mit einer Indica oder einer kleinwüchsigen Sorte besser fahren.

Licht, Wasser, Nährstoffe

Cannabispflanzen sind anspruchsvoll, aber nicht zimperlich. Wenn Sie ihnen die richtigen Bedingungen bieten, danken sie es Ihnen mit kräftigem Wachstum und einer reichen Ernte. Sowohl Indica als auch Sativa brauchen mindestens 12 Stunden Licht pro Tag. Besser sind 16 bis 18 Stunden.
Für den Indoor-Anbau eignen sich LED-Panels oder Natriumdampflampen. Achten Sie auf die passende Lichtfarbe: blaues Spektrum für das Wachstum, rotes für die Blüte. Im Freien ist die Sonne die beste Lichtquelle. In Mitteleuropa empfiehlt sich der Anbau zwischen Mai und September.
Gießen Sie regelmäßig, aber vermeiden Sie Staunässe. Cannabis mag durchlässige Erde und einen pH-Wert zwischen 6 und 7. Es lohnt sich, hochwertige Erde mit Perlit oder Kokosfasern zu mischen. Auch organische Dünger wie Wurmhumus oder Komposttee können das Wachstum fördern.

Unterschiede im Wuchsverhalten und in der Pflege

Indicas sind robust, widerstandsfähig und verzeihen kleinere Fehler. Auch beim Rückschnitt sind sie unkompliziert. Durch ihre kurze Blütezeit (oft nur sieben bis neun Wochen) kann man sie auch in Regionen mit wechselhaftem Herbst erfolgreich ernten.
Sativas sind empfindlicher. Sie reagieren auf Fehler bei Licht, Wasser oder Nährstoffen. Ihre langen Abstände zwischen den Blattansätzen sorgen dafür, dass sie leichter ausufern. Um sie in Form zu halten, braucht es Techniken wie „Low Stress Training“ oder das sogenannte „Topping“, bei dem die Triebspitze entfernt wird, um ein buschigeres Wachstum zu fördern. Die Blütezeit von Sativas kann zwölf Wochen und mehr betragen.

Autoflower und Hybride

Neben den klassischen Indica- und Sativa-Sorten gibt es heute viele Hybride, die das Beste beider Sorten vereinen. Viele Züchter haben Hybride entwickelt, die kompakt wachsen, schnell blühen und dennoch das typische High einer Sativa bieten. Andere Hybride setzen auf die entspannende Wirkung von Indica.
Eine besonders interessante Option für Anfänger sind Autoflower-Sorten. Diese Pflanzen beginnen unabhängig vom Lichtzyklus nach drei bis vier Wochen mit der Blüte. Sie bleiben klein, sind pflegeleicht und lassen sich mehrmals pro Saison anbauen. Die Erträge sind zwar geringer als bei regulären Sorten, doch der einfache Anbau macht sie ideal für Einsteiger.

Wie Sativa und Indica wirken

Neben den Unterschieden bei der Optik und der Pflege spielt auch die Wirkung eine Rolle. Die Wirkung von Cannabis sativa ist anregend, kreativitätsfördernd und stimmungsaufhellend. Wer also eine Sorte für tagsüber sucht, die beim Arbeiten nicht müde macht, ist mit einer Sativa gut bedient.
Indica hingegen wirkt beruhigend, entspannend und oft auch schlaffördernd. Viele Nutzer greifen abends oder bei Stress zu Indica-Sorten, um zur Ruhe zu kommen.
Jeder Mensch reagiert jedoch anders. Probieren Sie verschiedene Sorten aus und beginnen Sie immer mit kleinen Mengen.

Rechtliche Hinweise

Seit dem 1. April 2024 ist in Deutschland der Anbau von Cannabis für den Eigenbedarf unter bestimmten Voraussetzungen legal. Volljährige dürfen bis zu drei blühende weibliche Pflanzen pro Person zu Hause zum persönlichen Gebrauch anbauen. Wer mit anderen Erwachsenen in einem Haushalt lebt, darf entsprechend mehr Pflanzen anbauen, solange jede Person sich an die Drei-Pflanzen-Grenze hält.
Wichtig ist dabei, dass Kinder und Jugendliche keinen Zugriff auf die Pflanzen haben. In der Praxis sollte man die Pflanzen idealerweise in abschließbaren Räumen unterbringen. Auch bei der Ernte und Lagerung sind Sorgfalt und Diskretion unerlässlich. Die Weitergabe oder der Verkauf von Cannabis bleiben verboten.
Wer größere Mengen anbauen oder weitergeben möchte, braucht eine Genehmigung als Anbauverein. Diese sogenannten „Cannabis Social Clubs“ unterliegen strengen Vorgaben.

Ernte, Trocknung und Lagerung

Der schönste Moment für jeden Hobbygärtner ist die Ernte. Wenn die kleinen Harzdrüsen auf den Blüten (Trichome) milchig bis bernsteinfarben erscheinen, ist der richtige Zeitpunkt gekommen. Schneiden Sie die Pflanze sorgfältig zurück und entfernen Sie überschüssige Blätter. Hängen Sie die Blüten kopfüber an einem dunklen, gut belüfteten Ort auf und lassen Sie sie langsam trocknen. Dieser Prozess dauert sieben bis vierzehn Tage.
Nach dem Trocknen folgt das sogenannte „Curing“. Dabei werden die Blüten in luftdichten Gläsern gelagert, die man regelmäßig lüften sollte. So entwickelt sich ein volles Aroma und die Haltbarkeit steigt. Gut getrocknetes und „gecurtes“ Cannabis kann bei richtiger Lagerung bis zu einem Jahr lang seine Qualität behalten.

Planung zahlt sich aus

Wer Cannabis erfolgreich zu Hause anbauen möchte, braucht mehr als nur einen grünen Daumen. Mit guter Vorbereitung, passenden Sorten und regelmäßiger Pflege kann auch der Hobbygärtner gesunde, kräftige Pflanzen aufziehen. Achten Sie auf die Bedürfnisse Ihrer Pflanzen, informieren Sie sich über die Rechtslage und gehen Sie Schritt für Schritt vor. Dann wird aus einem spannenden Projekt vielleicht ein dauerhaftes neues Hobby.