Ginkgo
Ginkgo biloba
Man könnte den Ginkgo durchaus als “lebendes Fossil” bezeichnen, ist der Ginkgobaum doch schon ca. 270 Millionen Jahre alt. Er entwickelte sich im Erdzeitalter des Perms, als auch die Dinosaurier die Erde beherrschten.
Ginkgo hat seine Heimat in den Bergwäldern Chinas und gilt entwicklungsgeschichtlich als Nahtstelle zwischen Nadel- und Laubbäumen. Somit ist er auch nicht eindeutig als Nadel- oder als Laubbaum zu klassifizieren. Ginkgo ist eine zweihäusige Pflanze, was bedeutet, dass es weibliche und männliche Bäume gibt.
Seine Früchte ähneln sehr stark an Mirabellen. Im Fruchtfleisch sitzt eine Nuss und in deren Inneren der eigentliche keimfähige Same.
Diese Samen werden in China und Japan als Nahrungsmittel, z. B. vermischt mit Reis gegessen
Die Früchte riechen stark nach Buttersäure, und aus diesem Grund findet man angepflanzt bei uns fast nur männliche Ginkgobäume. Ich habe allerdings auch einen weiblichen entdeckt und zwar im Botanischen Garten Berlin.
Die ältesten Bäume stehen in China Korea und Japan und sind an die 4000 Jahre alt.
Ein 3000 Jahre alter Ginkgobaum steht in der Chinesischen Provinz Shandong. Dieser ist 26 m hoch und liefert in manchen, klimatisch günstigen Jahren, 1 Tonne Samen.
Ginkgo gilt als heiliger Baum und wurde oft in der Nähe von Klöstern gepflanzt. Daher nennt man ihn auch Tempelbaum.
Von den Chinesen und Japanern wird der Ginkgo sehr verehrt. Er gilt als lebensverlängernd und kraftspendend. Unter dem Baum werden Wünsche ausgesprochen und Mütter erbitten sich Milch für ihre Babys. Die Samen gelten bei einem Hochzeitsessen als Glückssymbol.
Bei dem Atombombenabwurf auf Hiroshima am 6.8.1945 wurde alles innerhalb des Epizentrums zerstört, so natürlich auch alle Pflanzen. Auch der Ginkgobaum bei der Tempelanlage in Housenbou brannte lichterloh. Umso erstaunter war man allerdings, als im nächsten Frühjahr eben dieser Ginkgo zu neuem Leben erwachte und in frischem Grün ausschlug. Ein zweiter Ginkgo hat die Katastrophe ebenfalls überlebt, er wächst im Syukkeinen Garten in Hiroshima City.
Schon vor 4800 Jahren wurde der Ginkgo als Heilpflanze bei Husten und Asthma erwähnt. Am meisten verbreitet war die Verwendung der Nüsse. Heutzutage setzt man Ginkgoextrakte bei Durchblutungsstörungen, besonders im Gehirn ein. Ginkgo findet daher Verwendung bei Störungen der Hirnleistung, wie Alzheimer, bei Konzentrationsstörungen und Gedächtnismangel. Ginkgopräparate werden auch bei Ohrensausen, Schwindelgefühl und Tinitus verwendet. Somit ist Ginkgo besonders für ältere Menschen gut geeignet. Ginkgo wirkt sich auch positiv auf die Fließ- und Strömungseigenschaften unseres Blutes aus. Das hat besondere Vorteile bei der Durchblutung der Kapillargefäße. Ist eine Blutbahn so verengt, dass eine ausreichende Blutzirkulation nicht mehr gewährleistet ist, sucht sich das Blut mit Hilfe der Ginkgowirkstoffe (Flavonoide) neue Bahnen. Auch der Zellstoffwechsel wird durch Ginkgo verbessert; Patienten mit Durchblutungsstörungen berichten von einer schmerzstillenden Wirkung. Man sollte darauf achten, dass die Ginkgopräparate hoch dosiert sind, es gibt Medikamente mit 240 mg Wirkstoff pro Tablette.
Aber auch als Tee kann man den Ginkgo genießen, allerdings bezweifle ich bei der geringen Menge der Inhaltsstoffe eine ausreichende Wirkung. Die Einnahme von Ginkgopräparaten ist nebenwirkungsfrei. Erst in den 60er Jahren entdeckte man auch hierzulande die heilende Wirkung der Ginkgo Blätter. Seit dieser Wiederentdeckung von deutschen Medizinern, entstanden in den darauffolgenden Jahrzehnten zahlreiche Ginkgo Plantagen in den USA und Frankreich, welche mit speziellen Sorten für die medizinische Verwendung bepflanzt wurden. Mit Hilfe der Ginkgo Blätter wird ein Trockenextrakt produziert, welches es ermöglicht, den Ginkgo-Wirtstoff in entsprechender Konzentration zu verabreichen.
Mitte des 18. Jahrhunderts fand der Ginkgo seinen Weg nach Europa. Seit dieser Zeit wird er bevorzugt an Straßen und in Parks gepflanzt, da der Ginkgo Baum besonders widerstandsfähig gegen Umweltverschmutzungen ist. Auch zeigt sich der Ginkgo Baum in Europa, äußerst resistent gegen Schädlingsbefall. Der Naturwissenschaftler Engelbert Kaempfer berichtete 1712 in seinem Buch über den Ginkgo und beschrieb ihn mit der chinesischen Lautschrift als “Gin-kyo”. Als Carl von Linné fast 60 Jahre später über den Baum schrieb, unterlief ihm ein Schreibfehler, auf den der heutige Name zurückzuführen ist. Linné verwechselte nämlich das y mit dem g, somit entstand aus Gin-kyo der heutige Name Ginkgo.
Der Artname biloba beutet zweilappig und bezieht sich auf die Blattform.
Zum Abschluss hier noch ein Gedicht von Goethe:
Ginkgo biloba
Dieses Baums Blatt, der von Osten
meinem Garten anvertraut,
gibt geheimen Sinn zu kosten,
wie´s den Wissenden erbaut. Ist es ein lebendig Wesen,
das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
dass man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern,
fand ich wohl den rechten Sinn:
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
dass ich eins und doppelt bin?
Johann Wolfgang von Goethe, 1815.