Gundelrebe

Glechoma hederacea Lippenblütler

Man kann sie leicht übersehen, die Gundelrebe oder Gundermann, wie diese kleine Pflanze auch genannt wird. So kriecht der vierkantige Stängel zum Teil auf der Erde, nur der obere, blühende Teil, reckt sich gen Himmel. Auffällig sind die kleinen blauen Lippenblüten, die in den oberen Blattachseln stehen. Die Blätter haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den Efeublättern (Hedera helix), daher trägt die Gundelrebe auch den botanischen Artnamen hederacea, was soviel bedeutet wie efeuähnlich.
Feuchten und nährstoffreichen Boden braucht die Pflanze, und sie besiedelt daher gerne Ufern, Wiesen, Weiden und Auen. Die Gundelrebe ist recht häufig zu finden; in den Alpen wächst sie noch bis zu 1500 m Höhe.
Die Gundelrebe kann für uns Menschen eine Heilpflanze, für Pferde allerdings eine Giftpflanze sein. Die Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe, Vitamin C, Kalium, einige organische Säuren sowie Saponin, ätherisches Öl und der bislang unerforschte Bitterstoff Glechomin. In der Schulmedizin wird die Pflanze allerdings nicht verwendet, die Volksmedizin nutzte das Kraut bei Katarrhen, Blasenleiden, Magenverstimmungen, Appetitlosigkeit, Galle-, Leber- und Nierenbeschwerden sowie zum Spülen bei Mund- und Rachenentzündungen. Auch als Tonikum kann man die Gundelrebe verwenden, so z. B. als Zugabe zum Salat (schmeckt scharf) oder auch als Tee. Kräuterpfarrer Kneipp verordnete Gundelrebentee bei Brust- und Magenverschleimung. Eine längere Einnahme sollte allerdings vermieden werden.
Eine Gefahr besteht für Pferde, die Gundelrebe fressen. Eine Vergiftung zeigt sich in Pupillenerweiterung, Zittern, Schweißausbrüchen, Schleimausfluss, röchelndem Atem und Husten; es kann auch die Herzfrequenz ansteigen, Todesfälle sind nicht ausgeschlossen. Die getrocknete Pflanze verliert erst nach Wochen die Wirkung der Bitterstoffe. Rinder und Schafen vertragen große Mengen der Pflanze allerdings problemlos.
Bei den alten Germanen soll die Gundelrebe eine wichtige Heilpflanze gewesen sein, auch Hildegard von Bingen (1098 – 1179), die heilkundige Äbtissin aus dem Benediktinerkloster Rupertsberg empfahl die Gundelrebe bei Bronchialkatarrhen und zur Wundbehandlung. Tabernaemontanus (1520 – 1590)  widmet in seinem Kräuterbuch 1 ½ Seiten der Gundelrebe und er schreibt unter anderem: “Es ist dies Kraut gut wider die Würm/wann man das Pulver den Kindern einbringen kann/dann es tödet dieselbige (er meint wohl die Würmer, nicht die Kinder !?) Diß Kraut samt Stängel und Blumen gepulveret/ oder ein Tranck daraus gemachet/ ist gut den Schwindsüchtigen und die Eiter auf der Brust haben.”  Im  Volksglauben sollte man 5 oder 7 Blätter in einem ungebleichten Tuch um den Hals hängen, damit der Brand im Mund verrieben wird.
Der botanische Gattungsname ist Glechoma und leitet sich ab vom griechischen glechón, wohl die damaligen Bezeichnung für diese Pflanze(n). Den botanischen Artnamen habe ich bereits oben im Text erklärt, daher kommt auch der teils gebräuchliche Name Erdefeu. Im Niederdeutschen hieß die Pflanze auch Kiek daer´n Zunn (schau durch den Zaun), im fränkischen Gunnelreif, im schwäbischen Wald-Uschla und in der Schweiz nannte man die Gundelrebe auch Frauarebli und Grundrebli.