Gemeiner Seidelbast

Daphne mezereum Seidelbastgewächse

Bestimmungsmerkmale:
Der Gemeine Seidelbast ist ein Strauch, der 1 - 2 m hoch wächst.
Seine rosafarbenen Blüten erscheinen vor den Blättern von März - Mai und sitzen direkt an den holzigen Stängeln. Sie haben 4 Blütenblätter und verströmen einen starken Duft. Im Juli - August reifen die eiförmigen, roten Beeren heran. Die Laubblätter des Strauches haben eine lanzettliche (lorbeerähnliche) Form. Weitere Arten sind der Gestreifte Seidelbast (Daphne striata), der überwiegend in den Alpen wächst, der Rosmarin-Seidelbast (Daphne cneorum), der weiß blühende Alpen-Seidelbast (Daphne alpina), der in Deutschland nicht vorkommt und der grünliche Blüten und schwarze Beeren tragende Lorbeer-Seidelbast (Daphne laureola), der vielfach in Südeuropa und auch in England zu finden ist.

Standort und Verbreitung:
Der Gemeine Seidelbast gedeiht in Laub- und Laubmischwäldern auf kalkhaltigem, humusreichen Boden.
Er hat sein Verbreitungsgebiet in ganz Europa, mit Ausnahme des äußersten Westens und Nordens, er wächst bis in 2500 m Höhe. Der Strauch wird auch als Gartenpflanze gezogen. Familien mit Kindern ist allerdings abzuraten die Pflanze, ihrer hohen Giftigkeit wegen, anzupflanzen.

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:
Die meisten Giftstoffe sind in der Rinde und in den Samen zu finden. Es handelt sich dabei in der Rinde um Daphnetoxin und in den Samen um Mezerin. Der Seidelbast gilt als sehr stark giftig. Insbesondere Kinder, die von den roten, fleischigen Beeren essen, sind stark gefährdet. Die Symptome einer Seidelbastvergiftung sind Brennen und Anschwellen der Mundschleimhäute, der Lippen und der Zunge. Ferner kommt es zu Übelkeit und Erbrechen, Magenbeschwerden, verbunden mit Krämpfen und Durchfällen. Das Gift bewirkt Schädigung der Niere und des Zentralnervensystems, was sich in Schwindelgefühl und Kopfschmerzen äußert. Auch der Kreislauf ist von der Vergiftung betroffen, so kommt es zu Fieber und beschleunigtem Herzschlag, bis hin zu Tod durch Kreislaufkollaps. Äußerlich bewirkt das Gift Reizungen der Haut mit Blasenbildung.
Als tödliche Dosis gelten für Kinder 4 - 5 Beeren, für Erwachsene 10 – 12.
Fast ein Drittel aller Seidelbastvergiftungen verlaufen tödlich!

Zum Glück hat die Pflanze einen ziemlich starken Geschmack Fast ein Drittel aller Seidelbastvergiftungen verlaufen tödlich!

Tiergiftig:
Der Seidelbast ist tödlich giftig für Pferde, Rinder und Kühe, Schweine, Hund und Katzen, außerdem für Hasen und Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster sowie für Vögel. 30 g Rinde sind für ein Pferd bereits tödlich, beim Schwein ist die tödliche Menge 3 - 5 g der Beeren. Eine Vergiftung verläuft mit Speichelfluss, Entzündung der Schleimhäute und von Magen und Darm, Magenkrämpfe; es kommt zu blutigem Durchfall, Fieber, Atemnot, Störung des Gleichgewichts, Schädigung des Nervensystems und Kreislaufzusammenbruch. Tödlich giftig ist der Seidelbast auch für Landschildkröten; es reichen wenige Blätter als letale Dosis aus. Der Tod tritt gewöhnlich nach 2 - 3 Tagen ein.

Heilwirkung und Medizinische Anwendung:
In der Homöopathie wird eine Essenz aus der Rinde bei Entzündungen von Magen, Darm und Nieren sowie bei Rheuma und Grippe verwendet. Außerdem setzt man sie bei Haut-, Ohren-, und Augenentzündungen ein.

Name:
Der Name Seidelbast kommt entweder von dem seidigen Bastgewebe, aus dem man früher auch Schnüre herstellte oder von zio-linta dem Bast des Kriegsgottes Zio. Daraus entstanden möglicherweise die alten Namen zilant und Zeiland. Anderen Deutungen zu Folge stammt der Name Seidelbast vom altdeutschen Wort zidal für Biene, da die Rinde (wie ein Bienenstich) Blasen erzeugt. Ein weiterer Name war Kellerhals, er soll aus Kehle und Hals entstanden sein, weil die Pflanze Entzündungen im Hals hervorruft.  Weitere Bezeichnungen waren Beißbeere und Pfefferstrauch. Der Gattungsname Daphne bedeutet im griechischen Lorbeer, da die Seidelbastblätter denen des Lorbeers ähneln. Der Artname mezereum soll aus dem persischen stammen und töten bedeuten.

Geschichtliches:
Schon in der Antike waren die Wirkungen der dort heimischen Seidelbastarten bekannt. Hippokrates, Galen, Dioscurides und Theophrast beschreiben die Pflanzen in ihren Schriften; sie wurden damals auch bei Wassersucht verwendet.
Im Mittelalter nutzte man den Seidelbast bei Rheuma, Gicht und Hautleiden sowie als Mittel gegen Läuse. Im "Kreutterbuch" des Arztes Hieronymus Bock findet Seidelbast ausführliche Erwähnung. Er empfiehlt ihn bei Wassersucht, als schweißtreibendes Mittel sowie gegen Geschwüre.

 

Der Seidelbast ist geschützt!