Schlaf-Mohn (Schlafmohn)

Papaver somniferum Mohngewächse

Bestimmungsmerkmale:
Der Schlaf-Mohn trägt eine violette bis weiße Blüte, die 4 - 6 cm Durchmesser hat und auf ihrem Grund einen dunklen Fleck trägt. Die Blütezeit ist von Juni - August. Die kleinen schwarzen Samen reifen in einer eiförmigen Kapsel heran.
Der Stängel des Schlaf-Mohns ist mit borstigen Haaren besetzt und bläulich bereift. Die Blätter umfassen den Stängel und sind eiförmig. Die Pflanze führt einen weißlich-gelben Milchsaft, der beim Anritzen austritt. Sie wird 50 - 150 cm hoch.
Verwandt mit dem Schlaf-Mohn ist der Klatsch-Mohn, der allerdings weit weniger giftig wirkt.

Standort und Verbreitung:
Da der Schlaf-Mohn früher zur Ölgewinnung angebaut wurde ist er verwildert und wächst auf Brachland, auf Schuttplätzen und Wegen. Man sieht ihn aber auch als Zierpflanze in Gärten. Dabei unterscheidet man zwischen grauen, blauen und weißen Mohnsaaten für die Zierpflanzen. Die weißen Saaten stammen häufig aus Indien und die blauen aus der Türkei.

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:
Schlaf-Mohn enthält etwa 40 verschiedene Alkaloide, als wichtigste Morphin, Codein und Papaverin. Der Milchsaft dient zur Herstellung verschiedener Rauschmittel, wie Opium, Morphium und auch Heroin. Alle Produkte aus dem Schlaf-Mohn fallen unter das Rauschmittelgesetz. Als tödliche Dosis gelten 2 - 3 g Opium, entsprechend 0,2 g Morphin. Vergiftungen mit Schlaf-Mohn treten meist durch Unkenntnis und Leichtsinn im Umgang mit der Pflanze oder den aus ihr hergestellten Mitteln auf. Die Giftstoffe wirken auf das zentrale Nervensystem und besonders stark auf die Atmung. Die Symptome einer Vergiftung sind Übelkeit, Erbrechen, Rötung des Gesichts und Verengung der Pupillen. Weiterhin wird der Patient benommen und verfällt in einen tiefen, narkoseähnlichen Schlaf. Die Herztätigkeit und die Atmung sinken ab, wobei sich Hautpartien blau verfärben. Der Tod tritt schließlich durch Atemlähmung ein. Bei stetiger Aufnahme von Rauschmitteln aus Schlaf-Mohn gerät der Konsument in körperliche und seelische Abhängigkeit, die schließlich völligen geistigen und körperlichen Verfall zur Folge haben. Eine Entwöhnung ist äußerst schwierig und gelingt leider nur in wenigen Fällen. Die erschreckende Zunahme von Rauschgifttoten, insbesondere von Heroinsüchtigen zeigt wohl unmissverständlich die Gefährlichkeit dieser Drogen. Für die Gewinnung von 1 Kg Opium ist es notwendig 20.000 Samenkapseln einzuritzen, dies ist gewöhnlich ein Arbeitsaufwand von 200 - 300 Stunden.

Tiergiftig:
Schlaf-Mohn ist giftig für Pferde, Hunde und Katzen, aber vermutlich auch noch für andere Tiere. Eine Vergiftung zeigt sich durch Erregung und Unruhe, Schwierigkeiten beim Atmen, Krämpfe, Koliken und Durchfall.

Heilwirkung und Medizinische Anwendung:
Präparate aus Opium sind alte und auch heute noch wirkungsvolle Heilmittel. Sie wirken schmerzstillend, beruhigend und einschläfernd. So verwendet man Arzneimittel aus Opium bei Darmoperationen, bei Nieren- und Blasenkoliken, bei Krampfhusten und auch bei Depressionen. Morphium setzt man bei starken Schmerzen ein. Da die Suchtanfälligkeit hoch ist, allerdings nur im Notfall.  In der Homöopathie verwendet man die Pflanze bei Asthma, Reizhusten, Nervenschmerzen und auch bei Depressionen.

Name:
Die Griechen bezeichneten diese Pflanze mit mekon, woraus sich der deutsche Name Mohn entwickelte. Im althochdeutschen heißt er mago und wurde auch Magen, Magsamen, Mahnblom und Oelmagen genannt. Der griechische Gattungsname Papaver setzt sich zusammen aus papa für Kinderbrei und vernum für echt. Mohnsaft wurde früher dem Brei beigemischt, damit die Kinder besser einschliefen. Schon Plinius soll den Mohn Papaver genannt haben. Der Artname somniferum heißt schlafbringend und die Bezeichnung Opium stammt von dem griechischen Wort opos für Saft, da dieser Wirkstoff aus dem Milchsaft der Pflanze gewonnen wird.

Geschichtliches:
Schlaf-Mohn zählt zu den ältesten Arznei- und Kulturpflanzen, denn schon in alten Pfahlbauten hat man Reste der Samen gefunden. Die Pflanze wurde im Altertum als Heilmittel genutzt, was Theophrast, Dioscurides und Plinius in ihren Werken beschrieben haben. In einer mittelalterlichen Übersetzung des Dioscurides heißt es über den Mohn: "...bringt den Schlaff / und legt den Schmerzen damit / ...und ist gut wider den Husten und Bauch Gebrechen ... Desselben aber mehr eingenommen / bringt Schaden / dann er macht einen unüberwindtlichen Schlaff biß zum Todt/ ".