Lein
Linum usitatissimum Leingewächse
Bestimmungsmerkmale:
Der Lein wächst einjährig, hat zierliche Stängel und wird bis zu 70 cm hoch. Seine zarten blauen, manchmal auch weißen Blüten erscheinen von Juni bis August, sie tragen 5 Blütenblätter und sind 2-3 cm breit. Zur Reife entwickelt sich eine rundliche Kapsel, die 8 - 10 braune Samen enthält.
Standort und Verbreitung:
Der Lein, oder Flachs, wie diese Pflanze auch genannt wird, kommt bei uns fast nur in angebauten Kulturen vor. Nur hin und wieder findet man ihn auch verwildert. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts baute man den Lein (Flachs) vorwiegend zur Fasergewinnung (Textilherstellung) an. Er wurde dann aber mehr und mehr von der Baumwolle verdrängt.
Giftstoffe, Wirkung und Symptome:
Die Samen enthalten cyanogene Glycoside. Diese Glycoside werden im Organismus durch das Enzym Linamarase verstoffwechselt, wodurch wiederum Blausäure entsteht. Je stärker die Samen geschrotet sind, umso mehr Blausäure kann freigesetzt werden. Man sollte geschroteten Leinsamen 10-20 Minuten leicht kochen lassen. Das Kraut der Jungpflanzen enthält den höchsten Gehalt an Giftstoffen. Beim Menschen ist praktisch keine Vergiftung zu erwarten.
Tiergiftig:
Allerdings kann die Pflanze kann für Tiere unter Umständen gefährlich werden.
Eine Vergiftung zeigt sich durch Unruhe, Taumeln, Krämpfen sowie Lähmungen und Atembeschwerden. Der Tod könnte bei entsprechend starker Vergiftung durch Atemlähmung eintreten. Eine ernsthafte Vergiftung tritt aber gewöhnlich erst nach Fütterung großer Mengen auf. Probleme gibt es in erster Linie durch Nassverfütterung von Ölkuchen und feuchtem geschrotetem Leinsamen. 4 g Leinsamen pro Kilogramm Körpergewicht ist für Pferde die absolute Obergrenze (entspricht 2 Kg bei einem 500 Kg schweren Tier) dessen, was sie vertragen können.
Leinöl ist unbedenklich, 100 - 150 ml kann man täglich bei Pferden zufüttern
Heilwirkung und Medizinische Anwendung:
Heutzutage gilt Lein als das bekannteste Abführmittel. Die gequetschten oder geschroteten Samen, die einen hohen Anteil an Schleim und fettem Öl enthalten, quellen im Darm auf und vergrößern so das Darmvolumen, dadurch wird wiederum die Peristaltik, also die Darmbewegung, angeregt. Das Öl des Leinsamens wirkt als Gleitmittel im Darm. Bei Verstopfung ist es daher wichtig, die Samen ohne vorheriges Quellen einzunehmen. Leinsamen ist somit ein sehr gut verträgliches Abführmittel, das auch nicht, wie viele andere Mittel den Darm stark reizen und auch noch zur Mineralstoffverarmung (Kalium) beitragen.
Leinsamen eignet sich aber auch zur Behandlung von Schleimhautentzündungen im Magen-Darmbereich. Hierzu sind die Samen aber in kaltem Wasser aufzuquellen. Der Apotheker M. Pahlow empfiehlt dazu 1 - 2 Teelöffel Leinsamen in 1/4 Liter kaltem Wasser 20 Minuten aufquellen zu lassen. Hin und wieder umrühren und die Flüssigkeit, ohne die Samen auszupressen, abgießen. Der Brei wird dann leicht erwärmt eingenommen.
Weitere Anwendungsgebiete des Leins sind Entzündungen im Mund, Husten und Heiserkeit.
Den Brei legt man als Umschlag auf Geschwüre und Furunkel. Leinöl wird bei verschiedenen Hauterkrankungen eingesetzt und hat sich auch bei der Behandlung der Gürtelrose bewährt.
Nach neuesten Erkenntnissen enthält der Lein auch Stoffe mit krebshemmender Wirkung.
Bei Darmverschluss darf Leinsamen nicht angewandt werden, bei Entzündungen im Darm, nur in gequollenem Zustand.
Die Volksheilkunde nutzte den Lein auch zur Schmerzbehandlung von Zähnen und Rheuma. Der erwärmte Leinsamenbrei wurde in ein Säckchen gefüllt und diese, oft mit Erfolg, auf die schmerzenden Stellen aufgelegt.
Das Öl des Leins ist ein sehr geschätztes Salatöl, auch kann man damit auf natürliche und giftfreie Art Holz konservieren.
Name:
Die Bezeichnung Lein kommt wohl vom keltischen Wort lin für Faden und dem lateinischen linum. Linum ist auch der lateinische Gattungsname des Leins.
Weitere Bezeichnungen waren Flachshere, Drescherflachs, Flachslinsen und Leinwanzen.
Geschichtliches:
Die Verwendung der Pflanze ist schon sehr alt, er gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen. In 3000 - 4000 Jahre alten Pfahlbauten der Jungsteinzeit fand man schon Samen und Stengelteile, der Lein wurde schon damals zur Herstellung von Kleidern verwendet.
Auch die Kräuterkundigen des Mittelalters wussten natürlich von der Wirkung des Leinsamens zu berichten. So schrieb Hieronymus Bock in seinem 1539 veröffentlichten "New Kreutterbuch": "Leinsamen zerstossen und gepulvert / mit ein wenig Pfeffer und Honig vermischet zu einer Latwergen /daruon zum tag zweier Muskatnuß groß gessen / miltert den husten / und bringet lust zu den natürlichen wercken." "Der Leinsamen erweicht lindert /und zeittiget alle hitzige geschwulst / innerlich und eusserlich / so man ihn mit Honig / öln und wasser kochet / und davon zu drinken gibt." "Frisch Leinöl getrunken ist gut wider den Stein."