Krainer Tollkraut, Glockenbilsenkraut

Scopolia carniolica Nachtschattengewächse

Bestimmungsmerkmale:
Das Krainer Tollkraut trägt braune, teils auch grün/gelbe glockenförmige Blüten, die April – Mai erscheinen. Die Blüten stehen einzeln in den Blattachseln, sind gestielt und nickend. Die Blätter sind verkehrt-eiförmig und von trüber grüner Farbe. Die Pflanze wächst 30 – 60 cm hoch.

Standort und Verbreitung:
Man findet das Krainer Tollkraut in Laubwäldern, Gebüschen und an steinigen Abhängen; es hat sein Verbreitungsgebiet in Südosteuropa bis Kärnten, in den Karpaten und in der Ukraine.

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:
Die ganze Pflanze enthält den Giftstoff S-Hyoscyamin, wie auch die Tollkirsche, sowie weitere Alkaloide in Spuren. Der Anteil an (S)-Hyoscyamin ist beim Tollkraut etwa halb so hoch wie bei den Tollkirschenfrüchten. Eine Vergiftung zeigt sich in Mundtrockenheit, Schweißausbrüchen, Hautrötung sowie Pupillenerweiterung. Weiterhin kommt es zur Pulsbeschleunigung, Sprach- und Schluckstörungen, Rededrang, Halluzinationen und auch zu Tobsuchtsanfällen und epileptischen Anfällen. Der Tod kann bei entsprechender Vergiftung durch Atemlähmung eintreten.

Tiergiftig:
Das Krainer Tollkraut ist, ebenso wie die Tollkirsche, giftig für Pferde und Schweine, Hunde, Katzen, Hasen und Kaninchen sowie für Vögel, sofern diese im Verbreitungsgebiet der Pflanze leben. Die Vergiftungssymptome entsprechen denen der Tollkirsche.

Heilwirkung und Medizinische Anwendung:
Früher wegen seines Alkaloidgehaltes als Heilpflanze verwendet; in Litauen gebraucht man das Tollkraut als Aphrodisiakum. Ich kann vor dem Gebrauch solcher Pflanzen nur dringend warnen.

Name:
Der Name Tollkraut bezieht sich auf die halluzinogen Wirkung; derjenige, der die Pflanze zu sich nimmt wird wie ”toll”. Der Name Glockenbilsenkraut rührt zum einen von der Blütenform, zum anderen auch von der Wirkung her, da auch das Bilsenkraut halluzinogene Wirkungen besitzt.Den Gattungsnamen Scopolia erhielt die Pflanze im Andenken an den italienischen Botaniker J. A. Scopoli (1725 – 1788). Der Artname carniolica verweist auf das Vorkommen in der österreichischen Landschft Krain.

Geschichtliches:
Tollkraut wurde früher, auf Grund seiner Wirkstoffe zu kultischen Handlungen verwendet. Man setzte die Wurzel auch dem Bier zu, um die Wirkung zu steigern.